Wochenimpuls KW 22 2023

ZaZen Sitzen in Dhyana (von F.Nakagawa Roshi)

Im Zen geht es um die Wurzeln des Menschseins und um die Verwirklichung des Selbst und um das Aufwachen der eigenen Existenz, im Hier und Jetzt. Dabei ist in unserer Praxis das Sitzen in Versenkung, Zazen, kein Mittel um das von uns gewünschte Ziel zu erreichen. Es ist vielmehr die Vergegenwärtigung oder Realisierung der Wirklichkeit des eigenen Lebens, im Einklang mit der gesamten Welt. 
Daher würde ich sagen: „Zen ist eine tief erlebte religiöse Praxis aber keine Religion."

In der Soto Schule ist das Zazen selbst, das größte Koan. 

Das Sitzen in Dyhana, Zazen, ist kein Mittel zum Erwachen, vielmehr sind Zazen und Erwachen identisch. Meister Dogen schreibt in Shobogenzo, Kapitel, Shoji:

„Leben und Tod sind das Leben Buddhas. Hasse oder begehre nicht, nur so bist du wahrhaft losgelöst.“

Zen ist oft schwer zu verstehen und selbst wenn man es intellektuell versteht, ist es schwer es im innersten des Herzens aufzunehmen.


Wenn wir Zazen üben dann sitzen wir:

*mit einem aufrechten Rückgrat

*leicht geöffneten Augen

*die Hände, ineinandergelegt und mit den Daumen zum Oval geformt, vor dem Bauch gehalten.

*idealerweise mit gekreuzten Beinen

*ruhig ein- und ausatmend

Diese Sitzübung ist anstrengend, man bemüht sich um eine korrekte Haltung. Und genau durch dieses Bemühen und durch die einhergehende körperliche Anstrengung, verarbeitet der Geist ganz von selbst alle auftauchenden Fragen.

Aus meiner Sicht, wird der Mensch dreimal geboren. 

Zum ersten Mal im biologischen Sinne: Wir kommen aus der Mutter in die Welt-

Die zweite Geburt ereignet sich durch das Erlernen des Denkens und der Sprache. Der Sozialisationsprozess. Durch ihn werden wir als *Ich* in die Gesellschaft hineingeboren. Mit diesem Geburtsprozess zum Menschen, der sich seiner selbst bewusst ist, sind all die typischen Ich- oder Identitätsprobleme verbunden. 

Buddha lehrt die Problematik der Ichanhaftung als Ursache des Leidens im Leben. 

Die eigene Ichbezogenheit zu erkennen und sich auf den Lebensweg zu begeben, nenne ich die dritte Geburt.

Für mich lässt sich die Zazen-Praxis umschreiben als ein Prozess. Ein Prozess des: 

„Aufwachens in sich selbst und zu sich selbst.“


Auszug aus dem Buch "Weil wir Menschen sind"  von Fumon Nakagawa Roshi
ISBN 978-3-89901-240-8