Wochenimpuls KW 38


 Aus dem Schobogenzo- Genjokoan- Das verwirklichte Universum 

  

  
Ich habe eine Zusammenfassung des Genjokoan geschrieben und interpretiert,  und möchte sie gerne teilen. Einige Elemente habe ich aus zwei Büchern zusammen getragen und jeweiligen Absätze geclustert. Außerdem habe ich etwas von meiner subjektiven Sichtweise miteingefügt. 

Genjokoan-Das verwirklichte Universum (englisch below)

Der BuddhaDharma verwirklicht sich in der gelebten Übereinstimmung mit dem Dharma der universellen Gesetzmäßigkeit, die das Leben jeden Einzelnen wie auch des gesamten Universums trägt und durchdring.
Das verwirklichte Universum bedeutet von da aus nichts Anderes als im Einklang mit diesem universellen Gesetz zu sein.
Wenn wir alle Phänomene dieser Welt im Denken erfassen, dann gibt es meigo (Irren und Erwachen) 
Wenn jedes der Phänomene Ichlos ist, gibt es weder meigo noch Buddhas noch die leidenden Wesen, noch schō (Geburt, Entstehen) noch metsu (Vergehen,Sterben)
Aber es ist auch so, da der Buddhaweg von Beginn an über jeden Unterschied von Fülle und Mangel hinausgeht, gibt es wiederum shō und metsu, Irren und Erwachen, leidende Wesen und Buddhas.
Täuschung ist, wenn wir willentlich die zehntausend Dinge des Universums erfahren. Erwachen ist wenn die zehntausend Dinge, auf natürliche Weise kommen und uns von selbst, übend erweisen.
Wenn wir Körper und Geist benutzen um Formen zu sehen und Klänge zu hören, erkennen wir niemals das gesamte Bild. Denn, wenn wir die eine Seite erfahren, bleibt die andere im Dunkel. Leben ist ein Status zu seiner Zeit, Tod ist auch ein Status zu seiner Zeit. Dass der Tod nicht zu Leben wird, ist Buddhas festes Drehen des dharma-Rades (hōrin) und daher heißt es: fumetsu (Nichtvergehen) 
Die Welt und das Universum sind unendlich vielfältig.
Wenn wir zum Beispiel mit einem Boot weit ins Meer hinausfahren, wo wir kein Land sehen können, und dann in die vier Himmelsrichtungen blicken, erscheint uns das Meer rund. Das Meer ist jedoch weder rund noch eckig.
Das Meer hat viele Erscheinungen. Für einen Fisch ist es wie ein Palast. Aber wenn wir in einem Boot sitzen weit draußen am Meer, erscheint uns das Meer rund. Wie ein Kind im Mutterleib seine Umgebung als das ganze Universum erfährt. Und weil der Ort in diesem Zustand wirklich existiert und das ganze Universum beinhaltet, ist das was es in diesem Augenblick erlebt das Höchste aber gleichzeitig ist sein verborgenes Sein unsichtbar. 
Es ist wie mit den zehntausend Dingen.
Das Universum ist unendlich vielfältig, aber jeder einzelne von uns erkennt und begreift nur das, was ihm möglich ist und nur das was das  Studium, die Kraft und die Sicht ermöglicht. Wenn wir aber wissen wollen wie die zehntausend Dinge in ihrem natürlichen Zustand sind, sollten wir bedenken, dass sie zahllos und grenzenlos sind, ganz unabhängig davon wie sie uns erscheinen. 
Wenn die Fische im Wasser schwimmen, hat das Wasser für sie keine Grenzen und wenn die Vögel am Himmel fliegen hat der Himmel für sie keine Grenzen. Wenn ein Fisch aus dem Wasser kommt stirbt er, wenn ein Vogel vom Himmel fällt ist er tod. Von da aus, das Wasser ist Leben und der Himmel ist Leben. Vögel sind das Leben und Fische sind das Leben. Und es ist auch so, dass das Leben selbst die Vögel und die Fische ist. 

Der Koan
Zen Meister Hoteso vom Berg Mayoku fächelte sich Luft zu.
Ein Mönch kam vorbei und fragte:
„Es ist das Wesen der Luft, immer da zu sein, und es gibt keinen Ort den es nicht erreicht. Weshalb benutzt der Meister dann einen Fächer?“
Der Meister sagte:
„Du hast nur verstanden, dass es das Wesen der Luft ist immer da zu sein. Aber du kennst die Wahrheit nicht, dass es keinen Ort gibt, den es nicht erreicht.“
Der Mönch fragte:
„Was ist die Wahrheit, dass es keinen Ort gibt, den es nicht erreicht?“
Der Meister fuhr fort sich Luft zu fächern. 
Der Mönch warf sich vor ihm nieder.

Wer sagt dass wir keinen Fächer benutzen müssen, weil die Luft immer da ist, oder behauptet, dass wir noch die Luft spüren können, ohne den Fächer zu benutzten, begreift nicht, was *immer da sein bedeutet*, und kennt das Wesen der Luft nicht. Eben weil es das Wesen der Luft ist *immer da zu sein* können wir die alltäglichen Handlungen in reines Gold verwandeln.
Den Buddha Dharma ergründen heißt sich Selbst ergründen, sich Selbst ergründen heißt sich selbst zu vergessen, sich Selbst vergessen heißt durch die zehntausend Dinge von selbst erwiesen zu werden. Eins mit den zehntausend Dingen (Dharma) sein. Eins zu sein bedeutet Körper und Geist von uns Selbst und der Welt um uns abfallen zu lassen. Wenn wir Eins sind mit den zehntausend Dingen führt dies zum unmittelbaren Handeln im gegenwärtigen Augenblick und die zehntausend Dinge um uns werden leer.

Englisch: 
The Buddha Dharma manifests itself in living accordance with the Dharma of universal lawfulness that underlies and permeates the life of every individual and the entire universe. Realizing the universe in this way means nothing other than being in harmony with this universal law.
When we perceive all phenomena in this world through our thinking, there is meigo (confusion and awakening). When each of these phenomena is without a self, there is neither meigo nor Buddhas, nor sentient beings, nor shō (birth, arising), nor metsu (passing away, dying).
However, it is also true that since the Buddha's path transcends any distinction between abundance and lack from the very beginning, there is again shō and metsu, confusion and awakening, sentient beings and Buddhas.
Delusion is when we deliberately experience the ten thousand things of the universe. Awakening is when the ten thousand things come naturally and reveal themselves to us through practice.
When we use body and mind to see forms and hear sounds, we never see the complete picture because when we experience one side, the other remains in darkness. Life is a state in its time, and death is also a state in its time. That death does not turn into life is the Buddha's firm turning of the Dharma wheel (hōrin), and hence it is called fumetsu (non-extinction).
The world and the universe are infinitely diverse. For example, if we sail far out into the sea in a boat where we cannot see land and then look in the four directions, the sea appears round to us. However, the sea is neither round nor square. The sea has many appearances. For a fish, it is like a palace. But when we sit in a boat far out at sea, the sea appears round to us. just as a child in the mother's womb experiences its surroundings as the entire universe. And because the place encompasses the whole universe, what it is experiencing in this moment is the highest, yet at the same time, its hidden being is invisible."
It is the same with the ten thousand things. The universe is infinitely diverse, but each of us only recognizes and comprehends what is possible for us and what study, power, and insight allow. But if we want to know how the ten thousand things are in their natural state, we should remember that they are countless and limitless, regardless of how they appear to us.
When fish swim in the water, the water has no boundaries for them, and when birds fly in the sky, the sky has no boundaries for them. When a fish comes out of the water, it dies; when a bird falls from the sky, it dies. From this perspective, water is life, and the sky is life. Birds are life, and fish are life. And it is also true that life itself is the birds and the fish.

The Koan:
Zen Master Hoteso from Mount Mayoku fanned himself with a fan. A monk passing by asked, "The nature of air is to always be present, and there is no place it doesn't reach. So why is the master using a fan?"
The master said, "You've understood that the nature of air is to always be present, but you don't know the truth that there is no place it doesn't reach."
The monk asked, "What is the truth that there is no place it doesn't reach?"
The master continued to fan himself. The monk prostrated himself before him.
Anyone who says we don't need a fan because the air is always present or claims that we can still feel the air without using the fan does not understand what "always present" means and does not know the nature of air. Precisely because the nature of air is to always be present, we can transform everyday actions into pure gold.
To investigate Buddha Dharma is to investigate oneself, to investigate oneself is to forget oneself, to forget oneself is to be revealed by the ten thousand things on their own. To be one with the ten thousand things (Dharma) is to let go of self and the world around us. When we are one with the ten thousand things, this leads to immediate action in the present moment, and the ten thousand things around us become empty.

-aus genjokoan (kristkeizverlag &keio university press)