Zen ist ein Weg der Stille
Wenn Du genug vom Leistungsdruck hast, wenn Du genug hast vom Anhäufen, dann kann dir Zen helfen dich auf´s Wesentliche zu konzentrieren.
Was ist das Wesentliche? Es bedeutet sich mit dem Hier und Jetzt zu verbinden. Den Geist in deinen Körper setzen, so wie dein Gesäß auf das Kissen.
Wenn Du dich auf den Zenpfad begibst, begegnest Du nicht nur innerem Frieden, Glück und Zufriedenheit, sondern auch all den Dingen, die dich vielleicht unruhig machen – Gefühle, Gedanken, Schmerzen und Muster.
Du begegnest auch dem Haben-Wollen, dem Nicht-Haben-Wollen, dem Sein-Wollen und Nicht-Sein-Wollen, dem Werden-Wollen und dem Nicht-Werden-Wollen.
.Denn wenn du ruhig wirst, dein Körper still wird, ja fast bewegungslos, wird sich dein Geist bemerkbar machen. Das stille Sitzen kann dich lehren, deine Gedanken nicht so unendlich ernst zu nehmen. Der Verstand leistet sehr gute Arbeit und das ist auch nützlich im Alltag, aber im Zen darfst du ihn auf Pause schicken.
Zen ist daher keine Psychotherapie oder eine analytische Meditation, sondern ein Weg der Stille. Es ist daher auch keine schnelle Lösung, einmal kurz hinsetzen; zack ruhig und entspannt, nein, es ist ein Weg der ein Dabeibleiben erfordert.
Der Zengeist zeigt sich auch im Alltag.
Wo bist Du? Wo bist Du wenn Du gehst, stehst, liegst? Wo bist Du wenn Du den Baum siehst?
Zen ist eine Art, des sich selbst Erforschen, das außerhalb der Analyse liegt und am Ende eine Art des sich selbst Vergessens.
Hier leben wir in einer Zeit wo wir immer jemand sein müssen, vieles Anhäufen, nach vielen Dingen greifen aber auch vieles achtlos verwerfen. Instagram, Facebook, Medien und Co zeigen dir eine Wirklichkeit von Erfolg, Krieg, Hass, Selbstdarstellung und Likes.
Aber ist das wirklich die Wirklichkeit? Ist das der Mensch? Wer bist du wenn Du nichts hast? Was ist dein wahres Selbst?
Mein erster Zenlehrer Genro Seiun Koudela hat einmal gesagt:
„Wenn wir Zazen sitzen, sind wir weder Mann noch Frau, weder Buddhist noch Christ, weder Österreicherin noch Japanerin, alles muss wegfallen.“
Und Meister Dogen schrieb im Genjokoan:
„Den Buddha Dharma ergründen heißt sich Selbst ergründen, sich Selbst ergründen heißt sich selbst zu vergessen, sich Selbst vergessen heißt durch die zehntausend Dinge von selbst erwiesen zu werden. Eins mit den zehntausend Dingen (Dharma) sein. Eins zu sein bedeutet Körper und Geist von uns Selbst und der Welt um uns abfallen zu lassen. Wenn wir Eins sind mit den zehntausend Dingen führt dies zum unmittelbaren Handeln im gegenwärtigen Augenblick und die zehntausend Dinge um uns werden leer.“
Und Albert Einstein sagte:
"Der Mensch ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als abgetrennt von allem anderen – eine Art optische Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis, das uns auf unsere eigenen Vorlieben und auf die Zuneigung zu wenigen uns Nahestehenden beschränkt. Unser Ziel muss es sein, uns aus dem Gefängnis zu befreien, indem wir den Horizont unseres Mitgefühls erweitern, bis er alle lebenden Wesen und die gesamte Natur in all ihrer Schönheit umfasst."
-Andrea Hōnin
Etwas geschichtliches:
1. Als erster Patriarch des Zen und 28. Nachfolger des historischen Buddhas wird Bodhidharma genannt:
Die Figur des Bodhidharma wird nicht in jeder buddhistischen Schule anerkannt.
Es gibt große Zweifel darüber, ob der erste Patriarch des Zens lebte oder nicht, oder in dieser Form wirkte oder nicht.
Es heißt, dass Bodhidharma ca.440 in Kanchi geboren wurde, Kanchi ist eine Stadt im südlichen Indien, im Königreich Simhavarman.
Schon in jungen Jahren interessierte sich Bodhidharma für den Buddhismus. Später lernte er bei einem Lehrer Namens Prajnatara, der ihn auch dazu bewog, nach China zu reisen.
Daher verließ Bodhidharma Indien und reiste nach China, auf einem Schiff.
Als er in China ankam, war das Land in die nördliche Wei Dynastie und die südliche Liu Sung Dynastie getrennt.
Als Bodhidharma in China ankam, gab es schon einige buddhistische Tempel.
Nach seiner Ankunft im Hafen Nanhai, besuchte er einen buddhistischen Tempel im Süden und begann zu praktizieren und die Sprache zu lernen.
Entsprechend den Aufzeichnungen von Tao-yuan´s „Transmission on the Lamp“, lud ihn, eines Tages der Kaiser Wu aus der Liang Dynastie, zu einer Audienz ein.
Während dieses Treffens solle ihn der Kaiser gefragt haben, welche Verdienste man durch das Ausführen einer religiösen Praxis ansammle und Bodhidharma sagte:
„Kein Verdienst, nichts von heilig.“
Es wird gesagt, dass Bodhidharma, 9 Jahre lang damit verbrachte, sich in der Sitzmeditation zu üben. Das Gesicht und den Körper der Wand zugewandt. Laut einer Überlieferung habe Bodhidharma die Teepflanze erschaffen. Es heißt wie folgt:
„Während er in seiner Höhle meditierte, seien ihm die Augen schwer geworden, weil er müde war. Daher und um nicht einzuschlafen, habe er sich die Augenlider abgerissen und weggeworfen. An der Stelle, wo er seine Augenlider hinwarf ist der Teestrauch gewachsen, was auch die Form der Blätter und die Wirkung des Grüntees erklärte.“
Bodhidharma wird auch in manchen Schriften in Verbindung mit Kung Fu gebracht.
496 n.Chr. beschloss der Kaiser, Hsiao-wen, einen Shaolin Tempel zu bauen, auf dem Berg Sung, in der Provinz Honan südlich des Loyan.
Dieser Tempel steht heute noch und Bodhidharma, wird bis heute als Dharmaerbe geschätzt.
Es wird überliefert, dass Bodhidharma über die Berge von zentral Asien, nach Indien zurückreiste.
Er soll einen Rucksack getragen haben an dem eine Sandale hing. Seitdem wird er in zahllosen Darstellungen, mit einer hängenden Sandale an seinem Rucksack dargestellt.
Bodhidharma wird damit in Verbindung gebracht, dass er den Dharma von Indien nach China brachte.
Anscheinend starb Bodhidharma ca. 528 nCHr.
Zu seinen Lebzeiten soll Bodhidharma nur wenige Schüler gehabt haben. Nach seinem Tot, dauerte es ungefähr 100 Jahre bis seine Lehren zu wachsen begannen.
Bodhidharma lehrte in etwa so:
„Deine eigene Natur realisieren ist Zen; Frei vom Denken, ist Zen; Alles was du tust ist Zen.“
Während andere lehrten, dass Zen den Geist reinigt und/oder ein Stadium auf den Weg zur Buddhaschaft ist, setzte Bodhidharma Zen und Buddhaschaft auf eine Stufe, mit dem täglichen Geist.
Anstatt der Reinigung des Geistes, deutete er auf die Bewegung der Tiger und Kraniche, auf das schwimmende Schilf am Yangtze Fluss, oder eine einzelne Sandale.
So wie andere Meister lehrte er die Meditation und das Studium der Schriften.
Er lehrte jedoch auch, dass wir uns nicht an Schriften, oder an die Transzendenz oder an den Regeln aufzuhängen sollten, sondern, dass wir uns auch davon befreien sollten.
In einer anderen Überlieferung von Buddha wird erzählt, dass eines Tages Brahma der Gott der Kreation, zu Buddha kam.
Er soll Buddha eine Blume gebracht haben und ihn gebeten haben den Dharma (die Lehre) auszudrücken.
Der Buddha nahm die Blume und drehte sie in seinen Händen aber sprach kein Wort.
Niemand der Anwesenden verstand die Geste, allen waren verwundert, nur Kashyapa lächelte. Das wird in zahlreichen Schriften als die wortlose Übertragung genannt.
So begann Zen.
Und so wurde es vermittelt:
„Eine Blume; eine Wand aus Stein; ein Schrei.“
-(Inspiriert von: The Zen Teaching of Bodhidharma, translated by Red Pine)
Zur Begegnung von Bodhidharma und dem Kaiser
(aus dem Shobogenzo Band 2, Werner Kristkeiz Verlag, S. 174)
Bodhidharma und der Kaiser:
Der Kaiser fragte:
„Seit ich den Thron bestieg, kann niemand die Klöster zählen, die ich errichtet, die Sutren die ich kopiert, und Menschen, die ich zu Priester werden ließ. Welchen Verdienst habe ich gewonnen?“
Bodhidharma sagte: `Kein Verdienst. `
Der Kaiser fragte: `Weshalb? `
Der Meister sagte: `All dies sind nur die unbedeutenden Resultate der Götter und Menschen, die das Überflüssige erzeugen. Sie sind wie Schatten die den Erscheinungen folgen, obwohl sie existieren, sind sie nicht verwirklicht. ´
Der Kaiser fragte: `Was ist der wahre Verdienst? `
Bodhidharma sagte: `Die reine Weisheit die auf subtile Weise alles umfasst. Ein Körper der aus sich selbst heraus leer und still ist. Ein solcher Verdienst ist Jenseits dieser Welt. ´
Der Kaiser fragte wiederrum: `Was ist die höchste aller heiligen Wahrheiten? `
Bodhidharma sagte: `Offene Weite, nichts von heilig. ´
Der Kaiser fragte: ´Wer ist der Mensch der vor mir steht? ´
Bodhidharma antwortete: `Ich weiß es nicht. ´
(Bei Überlieferungen, Legenden und Geschichten passiert es oft, dass Wirklichkeit und Fiktion nah beieinanderliegen. Tatsachen werden ausgeschmückt und Geschichten dazuerfunden, um ein vorhandenes System aufrechtzuerhalten und um dem Reichtum und der Macht zu dienen. Aber wenn wir genau hinschauen, mögen wir auch andere Aspekte darin erkennen, welche auf subtile Weise übermittelt werden und einen Teil der Lehre und Essenz ausdrücken. Diese Angaben basieren auf den früheren Überlieferungen unserer Vorfahren und den angegebenen Büchern)
2. Nach Bodhidharma wird Hui´k´o (Eka) 487-594
3. Seng-tsán (Sosan) ✝ 606
4.Tao-hsin (Doshin) 580-651
5.Hui-jen (Gunin) 601-674
6.Hui-neng (Eno) 638-713
Nach Hui-neng spaltete sich die Linie, in die südliche und nördliche Schule. Heute bekannt als Soto Schule und Rinzai Schule