Bei Überlieferungen, Legenden und Geschichten passiert es oft, dass Wirklichkeit und Fiktion nah beieinanderliegen. Tatsachen werden ausgeschmückt und Geschichten dazuerfunden, um ein vorhandenes System aufrechtzuerhalten und um dem Reichtum und der Macht zu dienen. Aber wenn wir genau hinschauen, mögen wir auch andere Aspekte darin erkennen, welche auf subtile Weise übermittelt werden und einen Teil der Lehre und Essenz ausdrücken. Diese Angaben basieren auf den früheren Überlieferungen unserer Vorfahren und den angegebenen Büchern. Viel Spaß beim Lesen! Und prüfe selbst.
Mögen alle Wesen wahren Frieden erfahren.
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1. Als erster Patriarch des Zens und 28. Nachfolger des historischen Buddhas wird Bodhidharma genannt:
Die Figur des Bodhidharma wird nicht in jeder buddhistischen Schule anerkannt.
Es gibt große Zweifel darüber, ob der erste Patriarch des Zens lebte oder nicht, oder in dieser Form wirkte oder nicht.
Es heißt, dass Bodhidharma ca.440 in Kanchi geboren wurde, Kanchi ist eine Stadt im südlichen Indien, im Königreich Simhavarman.
Schon in jungen Jahren interessierte sich Bodhidharma für den Buddhismus. Später lernte er bei einem Lehrer Namens Prajnatara, der ihn auch dazu bewog, nach China zu reisen.
Daher verließ Bodhidharma Indien und reiste nach China, auf einem Schiff.
Als er in China ankam, war das Land in die nördliche Wei Dynastie und die südliche Liu Sung Dynastie getrennt.
Als Bodhidharma in China ankam, gab es schon einige buddhistische Tempel.
Nach seiner Ankunft im Hafen Nanhai, besuchte er einen buddhistischen Tempel im Süden und begann zu praktizieren und die Sprache zu lernen.
Entsprechend den Aufzeichnungen von Tao-yuan´s „Transmission on the Lamp“, lud ihn, eines Tages der Kaiser Wu aus der Liang Dynastie, zu einer Audienz ein.
Während dieses Treffens solle ihn der Kaiser gefragt haben, welche Verdienste man durch das Ausführen einer religiösen Praxis ansammle und Bodhidharma sagte:
„Kein Verdienst, nichts von heilig.“
Es wird gesagt, dass Bodhidharma, 9 Jahre lang damit verbrachte, sich in der Sitzmeditation zu üben. Das Gesicht und den Körper der Wand zugewandt. Laut einer Überlieferung habe Bodhidharma die Teepflanze erschaffen. Es heißt wie folgt:
„Während er in seiner Höhle meditierte, seien ihm die Augen schwer geworden, weil er müde war. Daher und um nicht einzuschlafen, habe er sich die Augenlider abgerissen und weggeworfen. An der Stelle, wo er seine Augenlider hinwarf ist der Teestrauch gewachsen, was auch die Form der Blätter und die Wirkung des Grüntees erklärte.“
Bodhidharma wird auch in manchen Schriften in Verbindung mit Kung Fu gebracht.
496 n.Chr. beschloss der Kaiser, Hsiao-wen, einen Shaolin Tempel zu bauen, auf dem Berg Sung, in der Provinz Honan südlich des Loyan.
Dieser Tempel steht heute noch und Bodhidharma, wird bis heute als Dharmaerbe geschätzt.
Es wird überliefert, dass Bodhidharma über die Berge von zentral Asien, nach Indien zurückreiste.
Er soll einen Rucksack getragen haben an dem eine Sandale hing. Seitdem wird er in zahllosen Darstellungen, mit einer hängenden Sandale an seinem Rucksack dargestellt.
Bodhidharma wird damit in Verbindung gebracht, dass er den Dharma von Indien nach China brachte.
Anscheinend starb Bodhidharma ca. 528 nCHr.
Zu seinen Lebzeiten soll Bodhidharma nur wenige Schüler gehabt haben. Nach seinem Tot, dauerte es ungefähr 100 Jahre bis seine Lehren zu wachsen begannen.
Bodhidharma lehrte in etwa so:
„Deine eigene Natur realisieren ist Zen; Frei vom Denken, ist Zen; Alles was du tust ist Zen.“
Während andere lehrten, dass Zen den Geist reinigt und/oder ein Stadium auf den Weg zur Buddhaschaft ist, setzte Bodhidharma Zen und Buddhaschaft auf eine Stufe, mit dem täglichen Geist.
Anstatt die Reinigung des Geistes, deutete er auf die Bewegung der Tiger und Kraniche, auf das schwimmende Schilf am Yangtze Fluss, oder eine einzelne Sandale.
So wie andere Meister lehrte er die Meditation und das Studium der Schriften.
Er lehrte jedoch auch, dass wir uns nicht an Schriften, oder an die Transzendenz oder an den Regeln aufzuhängen sollten, sondern, dass wir uns auch davon befreien sollten.
In einer anderen Überlieferung von Buddha wird erzählt, dass eines Tages Brahma der Gott der Kreation, zu Buddha kam.
Er soll Buddha eine Blume gebracht haben und ihn gebeten haben den Dharma (die Lehre) auszudrücken.
Der Buddha nahm die Blume und drehte sie in seinen Händen aber sprach kein Wort.
Niemand der Anwesenden verstand die Geste, allen waren verwundert, nur Kashyapa lächelte. Das wird in zahlreichen Schriften als die wortlose Übertragung genannt.
So begann Zen.
Und so wurde es vermittelt:
„Eine Blume; eine Wand aus Stein; ein Schrei.“
-(Inspiriert von: The Zen Teaching of Bodhidharma, translated by Red Pine)
Zur Begegnung von Bodhidharma und dem Kaiser
(aus dem Shobogenzo Band 2, Werner Kristkeiz Verlag, S. 174)
Bodhidharma und der Kaiser:
Der Kaiser fragte:
„Seit ich den Thron bestieg, kann niemand die Klöster zählen, die ich errichtet, die Sutren die ich kopiert, und Menschen, die ich zu Priester werden ließ. Welchen Verdienst habe ich gewonnen?“
Bodhidharma sagte: `Kein Verdienst. `
Der Kaiser fragte: `Weshalb? `
Der Meister sagte: `All dies sind nur die unbedeutenden Resultate der Götter und Menschen, die das Überflüssige erzeugen. Sie sind wie Schatten die den Erscheinungen folgen, obwohl sie existieren, sind sie nicht verwirklicht. ´
Der Kaiser fragte: `Was ist der wahre Verdienst? `
Bodhidharma sagte: `Die reine Weisheit die auf subtile Weise alles umfasst. Ein Körper der aus sich selbst heraus leer und still ist. Ein solcher Verdienst ist Jenseits dieser Welt. ´
Der Kaiser fragte wiederrum: `Was ist die höchste aller heiligen Wahrheiten? `
Bodhidharma sagte: `Offene Weite, nichts von heilig. ´
Der Kaiser fragte: ´Wer ist der Mensch der vor mir steht? ´
Bodhidharma antwortete: `Ich weiß es nicht. ´
2. Nach Bodhidharma wird Hui´k´o (Eka) 487-594
3. Seng-tsán (Sosan) ✝ 606
4.Tao-hsin (Doshin) 580-651
5.Hui-jen (Gunin) 601-674
6.Hui-neng (Eno) 638-713
Nach Hui-neng spaltete sich die Linie, in die südliche und nördliche Schule. Heute bekannt als Soto Schule und Rinzai Schule.
Warum Zen?
Ich werde oft gefragt, warum ich meditiere und wie ich zum Zen gekommen bin. Zum Buddhismus, insbesondere zum Zen, bin ich gekommen, weil ich rückblickend immer schon eine Suchende war. Die Fragen nach dem Inneren des Menschen und nach dem „woher wir kommen und wohin wir gehen“ begleiteten mich schon lange. Neben vielen anderen hilfreichen Wegweisern wurde ich schließlich und endlich zum Zen geführt.
Viele Menschen glauben, dass Meditation etwas Entspannendes ist und dass man sich einfach hinsetzen und zur Ruhe kommen kann. Tatsächlich ist es nicht so einfach. Gerade wenn man beginnt, kommen viele verborgenen Dinge zum Vorschein, die einen unruhigen Geist hervorbringen können.
Der Weg ist ein Prozess, eine Übung und ein dranbleiben. Es ist auch ein Weg des Herzens und des Vertrauens, der durch die Praxis entsteht. Er erfordert auch eine gewisse Neugier und ein Interesse an der Mystik des Lebens und dem Verborgenen des Seins und des Lebens selbst.
Obwohl es viele Schriften und Lehrmaterialien gibt, ist am Ende die Praxis der Schlüssel. Zen ein Weg des Tuns, ein Weg des Forschens, des Selbstentdeckens und der Erkenntnis. Manchmal findet man plötzlich seine eigene Erkenntnis in einer Lehrrede, einem Dharmavortrag oder einem Teisho. Als ich damals das Shinjinmei aufgeschlagen habe, dachte ich: "So etwas Schönes und Berührendes habe ich noch nie gelesen."
Vom Zen und meinem Verständnis aus betrachtet ist Zazen keine einfache Entspannungstechnik, sondern ein Weg, den man geht.
Zen ist ein Weg, der Einblicke in die Natur des Selbst und des Lebens bieten kann und das Mitgefühl erweitert.
-Honin